Viele Grüße aus Irland

Viele Grüße aus Irland
Fabia aus der 10a verbringt gerade einige Zeit des Schuljahres in einem Vorort von Cork in Irland und besucht dort eine High School. Hier erzählt sie euch von ihren bisherigen Erfahrungen und Erlebnissen in Irland, was sie dazu bewegt hat einen Auslandsaufenthalt zu machen und warum sie es jedem empfehlen kann.


Das erste Mal, als ich die Idee hatte, einen Auslandsaufenthalt zu machen, war vor ungefähr eineinhalb Jahren. Als ich die Entscheidung getroffen habe, tatsächlich ins Ausland zu gehen, war meine Intention, neben dem Englischlernen, selbstständiger zu werden, neue Menschen kennenzulernen und Erfahrungen mit neuen Situationen zu machen. 
Mein Alltag in der Gastfamilie hat sich sehr schnell eingestellt. Bereits nach einigen Wochen waren die neuen Begebenheiten zur Gewohnheit geworden und all die Fragen und Ungewissheiten, die sich mir bei der Vorbereitung auf Irland gestellt hatten, haben sich in dieser Zeit erledigt. Eine meiner größten Sorgen war, dass ich Verständigungsprobleme mit meiner Gastfamilie und im Alltag habe und deswegen Schwierigkeiten bekomme, mich zurecht zu finden. Innerhalb kürzester Zeit habe ich mich an die englische Sprache gewöhnt, und dabei viel Unterstützung von Seiten anderer Menschen, vor allem meiner Gastfamilie, bekommen.
Wenn ich Schule habe, unternehme ich unter der Woche nicht viel. Der Unterricht geht immer von 8.50 Uhr bis 15.35 Uhr, und wenn ich nach Hause komme, gibt es Abendessen. Aber an den Wochenenden und in den Ferien ist viel Zeit, um gemeinsam mit Freunden Ausflüge zu unternehmen und die Gegend zu erkunden, oder sich einfach nur zum Shoppen oder zum Dinner zu verabreden, denn Möglichkeiten gibt es in Cork genug. Und auch unsere Gastfamilien geben uns immer wieder Tipps für Tagesausflüge und Unternehmungen.
Der schönste Trip, den wir bis jetzt gemeinsam erlebt haben, war der nach Kinsale. Kinsale ist eine wunderschöne kleine Stadt südlich von Cork und liegt direkt am Meer. Besonders auffällig sind die bunten, knalligen kleinen Häuser und die engen, verwinkelten Straßen, die sehr ländlich und ursprünglich wirken. Um diese Jahreszeit waren sehr wenige Touristen unterwegs, was sehr angenehm war. Meine Gastmutter hat mir allerdings erzählt, dass Kinsale im Sommer voller Touristen ist.
Auch der Ausflug nach Dublin hat mich sehr beeindruckt. Dublin ist eine Stadt voller Musik, Kunst und Freude am Leben, die aus imposanten und teilweise prächtigen Bauten, vor allem in der Innenstadt, wie dem Dublin Castle oder dem Trinity College, besteht. Als wir durch die Straßen Dublins gelaufen sind, habe ich mich stark an andere europäische Großstädte wie Wien oder Paris erinnert gefühlt. Das hat mir bewusst gemacht, dass Irland trotz seiner Größe stark europäisch geprägt ist und die europäische Kultur und Geschichte verkörpert.
Das irische Essen, das ich bis jetzt mitbekommen habe, ähnelt deutscher Hausmannskost. Ein richtiges Mittagessen gibt es nicht, wer will kann sich ein Sandwich machen. Das Abendessen besteht nahezu an jedem Tag aus verschieden zubereiteten Kartoffeln (Salzkartoffeln, Ofenkartoffeln, Kartoffelbrei, Bratkartoffeln, Kartoffelauflauf usw.) und dazu Fleisch. Normalerweise wird Rindfleisch oder auch Hähnchen gegessen. Dazu gibt es Gemüse, meistens Erbsen, Karotten, Rosenkohl und Kraut. Natürlich gibt es aber auch anderes Essen, vor allem dann, wenn es schnell gehen muss. Meistens ist das Fish and Chips, Curry oder Pizza, was von allen Familienmitgliedern gerne gegessen wird.
Die irische Mentalität würde ich, sofern es eine solche gibt, als sehr gelassen, zuvorkommend und aufgeschlossen bezeichnen. Die Menschen sind sehr locker und freuen sich immer, wenn sie anderen helfen können. Was ich sehr interessant finde ist, dass ich immer wieder, zum Beispiel unterschwellig in der Schule, einen gewissen Frust bemerke, wenn es darum geht, wie sehr die frühere englische „Besetzung“ die irische Kultur verändert und beeinflusst hat. Vor allem, dass die irische Sprache, das Gälische, hier kaum noch gesprochen und eher pro forma in der Schule unterrichtet wird, beschäftigt viele, auch wenn sie selbst kein flüssiges Gälisch sprechen können. Viele scheinen geradezu zu bedauern, wie viele englische Traditionen sich im Alltag und in der Kultur fest verankert haben, und dabei einige irische Traditionen fast schon überdecken.
Bereits nach den zwei Monaten, die ich jetzt hier bin, habe ich gemerkt, dass mich der Austausch in vielerlei Hinsicht beeinflusst hat. Durch die Notwendigkeit der größtenteils eigenständigen Organisation meines Lebens, bin ich ein ganzes Stück selbstständiger und auch unabhängiger geworden. Der Umgang mit einer anderen Lebenssituation als bisher gewohnt und das Aufbauen neuer Kontakte und eines eigenen Alltags hat mich viel flexibler und entspannter gemacht. 
Einen solchen Aufenthalt im Ausland zu verwirklichen kann ich absolut jedem empfehlen. Für mich war diese Reise meiner Meinung nach eine der besten Entscheidungen, die ich treffen konnte. Es lohnt sich auf jeden Fall neue, und vielleicht auch erst einmal abschreckende Dinge auszuprobieren und über seinen eigenen Schatten zu springen, anstatt lange über alle Eventualitäten nachzudenken. Am Ende ist es sowieso ganz anders, als man es sich vorgestellt hat.

Viele Grüße aus Irland! Fabia, 10a

Schlagwörter

Gymnasium
Frau Schlau